Passé.

Schnellen Schrittes war ich zur Post gegangen. »Wo ist meine Karte?«, knallte ich den Pass auf die Theke. »Ist sie verloren und nicht wieder aufgelesen worden? Wurde sie entwendet ohne Aussicht auf Restitution?«

Meine Stimme stieß ringsum auf bedrückte Blicke: »Ist sie abgesandt, ist es zu spät. Ihr Anspruch ist damit verwirkt, eine Rücknahme nahezu aussichtslos«, schob man mir zögernd den Pass zurück über den Schalter.

»Aber sehen Sie denn nicht: Die Menschen tragen Trümmer zusammen und richten sich schon ein in den Gassen. Ich dagegen möchte nur nach Hause gehen, aber kann ich es erst, wenn das, was ich aus der Fremde geschrieben habe, wieder mit mir kommt.«

»Im Grunde ist hier bereits geschlossen«, erwiderte man. »Das Licht flackert und die Regale zittern in den Scharnieren: Man hört es, wenn von draußen kein Laut eindringt, was freilich kaum passiert. Ihre Postkarte, müssen Sie wissen, bleibt auf dem Weg und zehrt von der Bewegung, die Sie ihr gaben, als Sie diese dem Kasten anvertrauten.«

Ich wich auf meinem Gang durch die Stadt dem versehrten Pflaster aus und wandte die restliche Kraft dafür auf, die Karte aus dem Gedächtnis in mein Notizbuch zu übertragen. Schließlich hatte ich aufgegeben zu schreiben, als ich in meine Straße einbog und von Ferne schon die Fenster offen fand.

imola

8 Kommentare zu “Passé.

  1. Pingback: Transit. | Paul Fehm

Hinterlasse einen Kommentar